Im August fand der Gesangsworkshop mit Anna Ochrimtschuk, einer ukrainischen Sängerin, Gesangscoach und Mitglied der legendären Gruppe Drewo, jetzt im polnischen Exil, statt. Eine Woche Einführung in den ukrainischen mehrstimmigen Gesang, Ergebnis einer langen mündlichen Tradition.
Mehr als ein Gesangsunterricht war es – vielmehr eine echte Reise in die Welt der Klänge. Die Klänge der Welt, die uns umgibt, die Klänge, die uns durchdringen und in uns Resonanz finden, die Klänge, die wir selbst erzeugen. Sechs Tage lang hallte die Șură Culturală wider von tausenden Gähnen, Seufzen, Schreien, Gesängen, Knirschen, Atmen, Flüstern, Summen! Für jede*n Teilnehmer*in ging es darum, die eigene Stimme zu finden, den Verstand, die Ängste und die Zwänge der Gesellschaft beiseite zu lassen, um einen Zustand zu erreichen, der dem der Kindheit nahekommt, in der wir uns natürlich und völlig frei ausdrücken. Die Teilnehmer*innen wurden dazu angeleitet, neue, bisher unbekannte Facetten ihrer Stimme zu erkunden, wie ein neues Spiegelbild. Für einige bedeutete dies, lange unterdrückte hohe Töne zuzulassen; für andere, tiefe Töne zu entdecken, obwohl sie ihre Identität in den hohen Tönen verankert hatten.
Nach dieser Erkundung konnte die Gruppenarbeit beginnen. Dabei geht es darum, gemeinsam zu singen – nicht darum, schöner, genauer oder lauter zu singen als der Nachbar. Man könnte dies mit einem Blumenstrauss vergleichen, in dem jede Farbe die andere intensiver leuchten lässt. Dazu beweist Ania stets unglaubliche Aufmerksamkeit und Fingerspitzengefühl, indem sie die Schüchternsten in den Vordergrund rückt und die Extrovertierten etwas zurücknimmt. Und wenn wir uns dann gegenseitig unterstützten, hatten wir vielleicht das Glück, eine neue, kristallklare Stimme zu hören, die über allem zu schweben schien. Die lang ersehnte Harmonie!
Wir hatten das Glück, dass wir in der Sommerhitze manchmal in der Kirchenburg üben konnten (Danke, Ruth!), wo wir die Kühle und die Akustik genossen haben!
Ein Dankeschön an die Teilnehmer*innen für ihr Engagement bei dieser anspruchsvollen Arbeit und natürlich an die beiden Übersetzerinnen, die die ganze Woche über die Sprachbarriere überwunden haben!
Es war eine Ehre, mit Ania Ochrimtschuk zusammenzuarbeiten. Neben ihrer Fachkompetenz haben ihre menschlichen Qualitäten diese Woche zu einem ganz besonderen Erlebnis gemacht. Sie hat die beeindruckende Fähigkeit, präsent zu bleiben und ihre Leidenschaft mit enormer Grosszügigkeit und millimetergenauer Präzision zu vermitteln. Sie brauchte auch eine gute Portion Geduld, da es für die meisten Teilnehmer*innen die erste Begegnung mit der ukrainischen Sprache war.
Wir freuen uns schon darauf, diese Zusammenarbeit im nächsten Jahr fortzusetzen!

Română





