
Hauptaktivität war die zweimonatige gemeinsame Residenz von Răzvan Anton und Julie Dawson in den Räumen des Hauses neben der Synagoge in Mediasch/ Mediaş, Rumänien.
Razvan Anton und Julie Dawson arbeiteten täglich an den Archiv- und Bibliotheksmaterialien, um die historischen (und fehlenden) historischen Wahrzeichen der Stadt zu untersuchen, vergessene Erinnerungen an das gemeinschaftliche Gedächtnis zu diskutieren und schliesslich das Material für die Abschlussausstellung auszuwählen bzw. zu erstellen. In ihrer Arbeit konzentrierten sich die beiden methodisch darauf, die Eigenschaften der Gemeinschaft wieder aufzubauen, lang vergessene Menschen durch die Quellen zu beobachten und Randnotizen zu beleuchten, die nicht für die Öffentlichkeit gedacht waren. Intensiv wurde im jüdischen Archiv und in der Bibliothek von Mediasch mit Texten und Büchern gearbeitet. Zeichnungen – Kinderzeichnungen und an den Rändern notierte Namen – wurden ausgewählt. Sie spiegeln die Präsenz jüdischen Lebens in der Region, sowohl in den Dörfern als auch in den umliegenden Städten, wider. Die Betonung liegt auf einer transitiven und unklaren Grenze. Hauptzweck ist, die Grenzen dessen zu erforschen, was durch rudimentäre Güter oder schriftliche Zeugnisse einer Gemeinschaft bekannt und kommuniziert werden kann.
Die Ausstellung bestand aus drei Räumen:
- Der erste Raum zeigte eine Einrichtung, mit der die Besucher*in interagieren konnte: auf der Couch sitzen, die Bibliothek öffnen, an einem Tisch sitzen. Dieser Raum enthielt antiquarische Möbel, die grösstenteils aus diesem Hause stammten (die Geschichte, die mit dem zweiten Raum verbunden war), ein einleitendes Panel sowie eine Videoinstallation, die in einer Ecke projiziert wurde. Sie zeigte in einem Zeitraffer die Bewegung der Sonne auf einem aus einer handbestickten Teflontasche hergestellten Modell auf einem Fenster.
- Der zweite Raum enthielt einen in fünfzehn Tafeln unterteilten Text.
Der Text ist eine Kriegsgeschichte, die 49 Jahre später von einer Frau erzählt wurde. Sie beschreibt eine Episode des Lebens der Erzählerin, zu der Zeit als sie 16 Jahre alt war, und die jüdische Gemeinde Anfang 1941. Jede Tafel wurde ins Deutsche, Rumänische, Ungarische und Englische übersetzt. Bilder und eine Audioinstallation ergänzten jedes Panel. Beide Audioinstallationen wurden von dem Künstler und Musiker Benjy Fox-Rosen entworfen. In der Mitte des Raumes liegt ein grosser Stadtplan der 1940er Jahre mit schwarzen Punkten entsprechend der Adressen jüdischer Familien (die Daten basieren auf Archivdokumenten). Eine Wand enthielt eine „Untergeschichte“ einer anderen Episode der Kriegsjahre, aus drei verschiedenen Perspektiven sowie ebenfalls eine Audioinstallation. - Der dritte Raum enthielt zusätzliche Kunstwerke, die Razvan Anton während des Sommers geschaffen hatte. Er verwendete Bilder und Inschriften, die in den Büchern der Bibliothek, den Dokumenten im Archiv und andernorts gefunden wurden. Diese Geschichten und Zeugnisse werfen einige Fragen auf, von denen wir nicht behaupten, sie hätten Antworten. Stattdessen wur die die Zuschauer eingeladen, diese Porträts als unsicher, nuanciert, fragmentiert, möglicherweise verzerrt und vielleicht sogar falsch einzuschätzen.
Zur Eröffnung der Ausstellung gab es ein Konzert mit jiddischen Liedern, das von unserem Kollegen, Künstler und Musiker Benjy Fox-Rosen unterstützt wurde.
Zusätzlich zu den wichtigsten Ausstellungsergebnissen fanden im Sommer zwei Workshops statt: einer in Zusammenarbeit mit dem Kunstlager Minitrem und der andere für eine Gruppe benachteiligter Kinder aus der Region Mediasch. Beide Workshops nutzten Bilder und Materialien aus dem Archiv und der Bibliothek, um gemeinsam mit den Teilnehmer*innen Kunstprojekte zu entwickeln.
Im November 2017 fand in Wien gemeinsam mit den internationalen Partnern des TRACES-Projekts ein viertägiger Oral-History-Workshop statt. Sein Zweck war die Vorbereitung des zukünftigen Oral-History-Forschungen, welche Arbeitsschwerpunkt des Teams im Haus neben der Synagoge im letzten Jahr des TRACES-Projektes sein wird